Kuratieren statt produzieren

Das nächste Marketingvideo haben Sie vielleicht schon gedreht.

In den meisten Marketingabteilungen liegen sie irgendwo ungenutzt herum; Festplatten, DVDs und Speicherkarten mit «alten» Produktionen. Das Rohmaterial vom letzten Imagefilm oder die übriggebliebenen Einstellungen vom Marketingvideo. Da verstaubt pures Geld! Mit diesem Material können neue, gute Filme produziert werden. Für wesentlich weniger Geld, als bei einer Neuproduktion, nottabene. Lang nicht alles, was beim letzten Film nicht verwendet wurde, ist wertlos. Bei einer Filmproduktion fallen viele Aufnahmen «unter den Tisch», weil das Video sonst einfach zu lang würde, oder weil die Aussage im Kontext nicht stimmt, oder weil einfach mehr gedreht wurde als nötig. Mit neuem Kommentar, einem aktuellen Grading und frischer Musik erwacht das unverwendete «alte» Material zu neuem Leben. Und selbst das, was schon verwendet wurde, kann meist wiederverwendet werden.

Wiederverwendung von bestehendem Filmmaterial.

Das Bedürfnis – Das Konzept

Am Anfang steht natürlich das Marketingbedürfnis. Video ist zum gängigen Online-Kommunikationsmittel geworden. Eine Website ohne Film ist nicht fertig. Keine Spielfilme, sondern viele kurze, markengerechte Clips sollten es sein. Für die, die beim Surfen und Recherchieren zurücklehnen wollen (leanback).

Legen Sie fest, welche Marken-Botschaft Ihr Film vermitteln soll. Eine oder zwei sind genug. Dann kommt das Konzept. Damit mit dem bestehendem Material gearbeitet werden kann, müssen wir das erstmal kennen. Rund um dieses wird dann das Konzept gestrickt.

Machen Sie Ihre nächste Produktion zur langfristigen Investition.

Dafür braucht es gar nicht viel. Achten Sie bei Ihrer nächsten Produktion einfach auf folgende Punkte.

1. Rohmaterial sichern

Egal was der Produzent für eine Ausrede hat – das Rohmaterial gehört Ihnen und sollte auch bei Ihnen gelagert sein. Wenigstens sollten Sie sich vor der Auftragsvergabe bestätigen lassen, dass Sie das Rohmaterial erhalten und genau so wie das vereinbarte Endprodukt brauchen dürfen. Allenfalls muss dafür etwas mehr bezahlt werden, aber das rechnet sich auf jeden Fall.

2. Key-Visuals planen

Auch wenn die Story noch so witzg ist, achten Sie darauf, dass möglichst viele Key-Visuals produziert werden. Key-Visuals sind Bilder, die Ihre Marke ganz ohne Rahmengeschichte repräsentieren. Jede gute Marken-Geschichte besteht aus einer Aneinanderreihung von solchen Key-Visuals, die mit der Rahmenhandlung nur Verknüpft werden. Die Bilder dazwischen sind wichtig für die Geschichte, die Key-Visuals für die Marke.

3. Nicht am Format sparen

Investieren Sie in das beste Format, das Sie sich eben noch leisten können. Die Video-Welt dreht sich schnell. Was heute Standard ist, ist morgen veraltet. Gerade für Videoformate gilt das noch mehr als anderswo. Während wir heute auch noch Dias von 1995 verwenden können, sind Videos aus dieser Zeit nicht mehr brauchbar. Nicht weil wir damals nicht alles gegeben hätten, sondern einfach, weil die Formate so viel besser geworden sind – und vor allem grösser. Die Standard-Videoauflösung war jahrzehntelang 768 × 576 Pixel. Auf einem modernen Tablett entspricht das in etwa der Grösse einer Briefmarke. Heute sind wir bei Full-HD (1920 x 1080 Pixel) und in Kürze wird 4k (4096 × 2304 Pixel) genauso normal sein. Deshalb lieber heute etwas mehr investieren und dafür das Material auch in 2 Jahren noch nutzen können. Auf jeden Fall, wenn es sich um Aufnahmen handelt, die auch dann noch ihre Gültigkeit haben werden.

DAM Digital Asset Management

Damit das Material wiederverwendet werden kann, muss es sichtbar sein und bleiben. Es ist genau so wie mit den alten Fotos und Dias in der Kiste – was erst mal einen Deckel drauf hat, kommt erst wieder zum Vorschein, wenn es endgültig historisch ist. Was heute mit Bildarchiven schon mehr oder weniger Standard ist, sollte es auch beim Film werden. Die Aufnahmen müssen online suchbar sein – nicht für alle natürlich. Dann findet man sie auch und kann Neues daraus machen.

Für den Anfang reichen:
Vimeo oder Youtube wobei ich persönlich Vimeo den Vorzug gebe. 

Produzieren ist halt cooler

Zugegeben, so ein netter Dreh ist eine angenehme Abwechslung zum normalen Arbeitsalltag in der Marketingabteilung. Man kommt mit schönen Menschen zusammen, mal raus aus dem Büro und hat – ausser ein paar Entscheidungen zu treffen – nicht allzuviel zu tun.

Aber…

rentieren tut das eigentlich nur, wenn man das produzierte Material dann auch wirklich braucht. Vielleicht mehr als einmal und in immer andern Variationen.